Autor und Herausgeber
1958 Helmut Lagler |
2018 Helmut Lagler |
Vorwort
Über die LEICA wurde in der Vergangenheit tausendfach berichtet. Hunderte Autoren haben sich mehr oder weniger erfolgreich an dem Thema versucht. Warum also meine Aktivität?
Wenn jemand wie ich, der in der Hoch-Zeit des LEICA-Booms von 1958 bis 1961 als Feinmechaniker-Lehrling bei LEITZ in Wetzlar lernen durfte und das „Werk“ und die „Leitzianer“ erlebt hat, über das „Phänomen LEICA“ berichtet, dann nur aus dem Grund, dass in den meisten Veröffentlichungen die dahinterstehenden Menschen, die „Macher“, die „Gefolgschaft als Einheit“, die „Leitz-Werke“ und das „Marketing-Umfeld“ vergessen wurden.
Geboren 1941 in Ungarn. Nach Kriegsende, ab 1945 als Heimatvertriebener bei den Eltern in ländlicher Umgebung aufgewachsen, habe ich mich, nach der Schulzeit in Marburg/Lahn, 1958 bei der Firma LEITZ in Wetzlar als Feinmechaniker-Lehrling beworben. Nach einem anspruchsvollen Ausleseverfahren habe ich mit ca. 50 weiteren Lehrlingen, Ausbildungsmeister und Ausbildungsgehilfen die Lehrwerkstatt, seinerzeit im Verwaltungsneubau, geteilt. Die LEITZ-eigene Berufsschule befand sich in einer für diese Zwecke umgebauten Baracke in der heutigen Avignon-Anlage. Ich selbst habe als Selbstversorger am „Schillerplatz“ bzw. „Hinter der Stadtmauer“ in der Nähe des LEITZ-Hauptwerkes gewohnt. Das Mittagessen wurde in der Gemeinschaftskantine, ebenfalls in einer umgebauten Baracke, eingenommen. Mein Abendessen wurde dabei in einem Wehrmachts-Essgeschirr bevorratet.
Bereits im ersten Lehrjahr lernte ich, wie man mühsam mit Säge und Feile aus einem Stück Rundeisen ein maß- und winkelgerechtes Werkstück erstellt, wie man sein eigenes Werkzeug produziert und wie man Ordnung in der Lehrwerkstatt hält. Im zweiten und dritten Lehrjahr, jetzt in der Lehrwerkstatt im Hausertorwerk, wurde ich mit Bohr-, Dreh- und Fräsarbeiten für die Produktion vertraut gemacht. In einzelnen Abteilungen des Hauptwerkes wurde man auf die Teamarbeit vorbereitet.
Intensiven Kontakt mit der LEICA hatte ich bereits im ersten Lehrjahr. Alle Leitzianer, auch die Lehrlinge konnten, falls verfügbar, eine sogenannte „Leih-Kamera“ nutzen. Ich habe reichlich davon Gebrauch gemacht. Mit einem aus verschiedenen Schrott-Teilen zusammengebauten Fahrrad machte ich mich an den Wochenenden auf den Weg zu den umliegenden Dörfern und fotografierte mit einer LEICA IIIf die Aktivitäten der „Häusle-Bauer“. Man muss wissen, dass zu dieser Zeit die meisten Häuser in Eigenleistung mit Nachbarschaftshilfe gebaut wurden. Die Negative habe ich in der Dunkelkammer der „FotoFreunde Wetzlar“ entwickelt. Die selbsterstellten Bilder in 18x24 habe ich gesammelt und in einer Mappe im darauffolgenden Jahr mit großem Erfolg an die Hausbesitzer verkauft. Während meiner Mitgliedschaft in der Wetzlarer Rudergesellschaft und im Tanzclub konnte ich ebenfalls als „Fotograf“ agieren.
Bei meinem späteren beruflichen Werdegang als Techniker bei der IBM, meiner beruflichen Tätigkeit im Bereich Immobilien und in Verbindung mit Softwareentwicklung, hatte ich nur branchenbedingt mit Fotografie zu tun. Die Gründung eines eigenen Softwarehauses 1984, als Pionier von IBM PC-Software, brachten mich wieder zurück zur Fotografie und Bildverarbeitung. Mittlerweile natürlich digital.
Erst 2008, im Rentenalter, wurde ich durch eine Einladung meiner ehemaligen LEITZ-Lehrlingskollegen zum 50-jährigen Lehrlingsjubiläum wiederum auf LEITZ und LEICA aufmerksam. Von dem Augenblick an wurde ich LEICA-Sammler, ich studierte und forschte in LEICA-Literatur und Prospekten. Außerdem wurde ich Mitglied bei Leica HISTORICA e.V. und im Wetzlarer Geschichtsverein.
Kassel, April 2022